Die Spuckerei auf den Fussballfeldern gilt inzwischen bereits als cool und wird selbst von kleinsten Sportfans in den Alltag übertragen und auf Schritt und Tritt angewendet. Wenn man die Idole nicht anders nachahmen kann, so doch wenigstens mit dieser unsäglichen Unappetitlichkeit. Die erwähnte fussballerische Unart ist gesellschaftlich derart akzeptiert, dass weder das Match- noch das Fernseh-Publikum die darin zum Ausdruck kommende Geringschätzung zu erkennen vermag.

Dabei ist doch offensichtlich, dass das Absetzen von Speichel immer dann zelebriert wird, wenn der entsprechende Akteur sich gerade irgendwie positiv oder negativ in Szene gesetzt hatte und sich nun im Fokus von Zuschauern und Kameras glaubt. Also eine Verlegenheits-Geste? Ich meine, er müsste sich nun eigentlich entweder für Applaus bedanken oder – nach einem Missgeschick – um Nachsicht bitten? Weit gefehlt. Er reagiert verächtlich: «Ich spucke euch vor die Füsse, ihr ahnungslosen Stümper.» Es ist eine Variante zum Stinkefinger und somit der Gipfel von Frechheit und Anstandsverletzung. Nur, das Publikum merkt es anscheinend nicht. Nein, es findet es – wie gesagt – noch lässig und die Jugend überbietet sich beim Nachahmen. Danken wir den Hand- und Volleyballern usw., die bisher ihre Hallen von dieser Unsitte sauber hielten. Am liebsten würde ich auch noch dem Dölf Ogi und dem Sepp Blatter schreiben, sie sollen sich mit ihren Mandaten nicht nur für fairen, sondern auch für appetitlichen Sport einsetzen.

Halten wir den Sauniggeln zugute, dass sie wahrscheinlich gar nicht so weit denken. Aus der Tierwelt kennen wir, dass Reviere mit Exkrementen markiert werden. Könnte es also sein, dass sich ein Fussballer wegen mangelnden Selbstwertgefühls hinter seinem Auswurf vor der bedrohlichen Umwelt verkriecht? Falls es aber eher – wie oben vermutet – nur eine ungeschickte Verlegenheits-Reaktion aus einem Unsicherheitsgefühl heraus ist, so wird die Spuckerei vielleicht irgendwann als Saumode erkannt und entglorifiziert. So lange gilt für die vielen Nachahmer der Leitspruch: Herumspucken ist einfacher als gut Fussball spielen.