Die uns täglich erreichenden Nachrichten von Krieg und Terror könnten einen am Menschen, der vermeintlichen Krone der Schöpfung, verzweifeln lassen. Mindestens bringt es mich mehr und mehr ins Grübeln.

Unter all den Philosophen die seit der Antike bis heute nach dem Sinn des Lebens suchten und keinen fanden, scheint mir Epikur der überzeugendste und seine Lehre die plausibelste zu sein. Er soll um 341 v. Chr. auf Samos geboren und um 270 oder 271 v. Chr. in Athen gestorben sein. Er huldigte keinen Göttern und nahm offenbar auch irgendwie bereits die modernen Erkenntnisse der Evolutionsbiologie voraus. So war er sich vor allem der Sterblichkeit aller Kreatur bewusst. Daraus folgerte er, dass es darum gehen müsse, die beschränkte Lebenszeit so angenehm wie möglich zu gestalten, die Grundbedürfnisse gut zu erfüllen und Schmerzen zu vermeiden.

Dass der Mensch ­‒ wie alle Tiere ­‒ von der Natur in seinen Genen mit wenig ethischen Eigenschaften im Sinne von „survival of the fittest“ausgestattet wird, was der Grund für seine Habgier und Machtgier ist, trachtete er zu überwinden. Dies aus der Überlegung, dass am Schluss ja ohnehin nur der Tod wartet, wo nach seiner Überzeugung das Nichts sein wird. Deshalb lehrte er auch, keine Angst vor dem Tod zu haben: „Solange wir sind, ist der Tod nicht da und wenn der Tod da ist sind wir nicht mehr“. Alles, wonach zu Lebzeiten gestrebt wurde, ist verloren. Es wird nicht sein wie bei einem Erblindeten, der sich noch an schöne Erlebnisse erinnern kann.

Viele weise Mahner haben im Laufe der Menschheitsgeschichte an das „Memento mori“ appelliert. Für mich ist das in der Kategorie „Chliini Poesie“ als Einleitung stehende Versli von Rudolf Hägni die schlagendste, kurze Zusammenfassung:

Der eint fahrt mit de Guutsche, der anderi gaht z Fuëss
Z lescht chömed s wieder zäme, wo jede dure muës.
Öb ggloffe oder gfahre, deet chömed all verbii
Und under säbem Töörli wird jede wieder chlii.

Sogar der populäre Jodler Ruedi Rymann sel. hat mit „Dr Schacher Seppli“ eins obendrauf gegeben:

S isch mänge hyt en riiche Maa, doch morn isch s leider so
Er schtirbt und miäss sis liebii Gäld jo alls hië unne lo.
Mer träit en ufä Chilehof grad näbe ärmschte Maa
E jede miäss as gliich Ort hii; s isch wahr, drum dänked draa!

So gesehen ist es eigentlich unbegreiflich, wie Menschen Kriege entfachen können um Gebiete zu erobern, anstatt sich still in „Warten auf Godot“ zu üben und im Sinne Epikurs das Leben zu geniessen.