Dass vielerorts Personal durch Automaten ersetzt wird, erlebt man heute auf Schritt und Tritt. Wie bei allen kontroversen Dingen gibt es gute Argumente dafür und dagegen. Dort, wo ein Automat bedient werden muss, stand oder sass einem vorher ein Mensch gegenüber, der uns bedient hat. Dies schleckt keine Geiss weg und es ist wahrscheinlich auch das Wichtigste von dem, was unseren Alltag verändert. Es war die Möglichkeit, einem mehr oder weniger gut bekannten Mitmenschen ein Lächeln zu schenken und einen guten Tag zu wünschen. Aber auch die nicht minder wichtige Möglichkeit, dasselbe zurückzuerhalten.
Über die Auswirkung auf die Arbeitswelt will ich mich hier nicht auslassen. Auch Ökonomen seien sich nicht einig. Sie befassen sich allerdings ausschliesslich mit der Industrie, d. h. mit Computern, Robotern und künstlicher Intelligenz. Wir Normalos sind da eher mit der Abschaffung von Stellen in Bereichen mit Publikumskontakt konfrontiert. In Zeiten von Vollbeschäftigung sind die Stellenverluste auch weniger aufregend. Die Grossverteiler versichern sogar, dass sie mit den Selfscanning-Einrichtungen kein Personal einsparen könnten. Und Bahn, Post und Banken erleben halt tatsächlich, dass die Nachfrage an den Schaltern stark abgenommen hat. Eine personelle Besetzung könne deswegen nicht mehr verantwortet werden.
Alles, was irgend möglich ist, lässt sich heute bequem mit Hilfe des Internets am PC oder unterwegs mit dem Smartphone erledigen. Auf der Strecke bleiben jene, die nicht so elektronik-affin sind: in der Regel also ältere Jahrgänge. Sie konnten zum Beispiel noch lange Mehrfahrten-Karten am Kiosk oder später immerhin noch am Schalter der SBB-Station erwerben. Heute gibt es sie natürlich online im Internet. Sonst aber nur noch an grossen Bahnhöfen oder aber überall am Automaten, sofern man sich getraut, dies auszuprobieren und sofern man es dann überhaupt fertigbringt, einen solchen Kauf erfolgreich abzuschliessen. Wer dies kann, könnte auch ein Handy bedienen.
Die Self-Checkout-Kassen in unserem Coop zeigen nun einen Stolperstein, der dem angestrebten Rationalisierungszweck zuwiderläuft: Bedingt durch die langen Öffnungszeiten mit Schichtbetrieb ist wenig Personal anwesend. Oft sieht man nur gerade eine einzige Person im Dress des Hauses, die dann natürlich die Kasse 1 besetzt und dort viel Betrieb bewältigen muss. Die vier neuen Self-Checkouts werden deshalb rege benützt. Man hat allerdings den Eindruck, deren Bedienung stelle gewisse Anforderungen. Viele kommen nicht weiter und schauen sich fast flehend nach helfenden Geistern um. Die Blockade betrifft auch jene, auf die eine Stichproben-Kontrolle fällt, was hier aus unerfindlichen Gründen „Rescan“ heisst. Die arme Kassiererin muss nun die bei ihr vor dem Laufband in der Schlange Stehenden warten lassen und den Blockierten zu Hilfe eilen.
Der Clou des Anti-Rationalisierungs-Effekts tritt dann ein, wenn ein routinierter Selbst-Checkouter eine Flasche aus dem opulenten Wein- oder Spirituosengestell einscannt. Er wird gestoppt und die Person von der fernen Kasse muss nun an seinem Bildschirm bestätigen, dass der Kunde die Alters-Anforderung 18 erfüllt. Coop dürfte für diesen Vorgang wenigstens eine Fernbedienung entwickeln, für die vielen Fälle, wo man von der Kasse aus erkennen kann, dass der Rentner am Selbst-Checkout volljährig ist.
Vielleicht hat G. Duttweiler schon Mitte der 20er-Jahre und vor allem ab 1940 soweit vorausgedacht und auf Alk im Sortiment verzichtet.