Wir haben unsere Kinder angehalten, „schön“ zu sprechen. Mit dem Erfolg: Me törf nöd tamisiech säge, das isch nöd schön ggredt. Damit war dann auch gleich eine Gelegenheit geschaffen, einmal ungestraft tamisiech zu sagen.
Beim öffentlich rechtlichen Schweizer Radio und Fernsehen gibt es die Richtlinien „Sprechen am Mikrophon beim Schweizer Radio DRS“ in Buchform (Geiger/Hofer/Kropf/Schmid 2006). Man setzt damit nicht einfach auf den „Aussprache-Duden“, sondern möchte ein Schweizerhochdeutsch sicherstellen, das nach professionellem Sprecher klingt, aber trotzdem als „hiesig“ akzeptiert wird. Die Sprecher sollen „schön“ sprechen.
Auch im Dialekt sprichts sich schön oder weniger schön. Unter der Vielzahl schweizerdeutscher Dialekte hat man natürlich seine Vorlieben und Abneigungen. Einzelne finden wir schön, andere weniger. Weil mir der Zürcher Dialekt am nächsten liegt, gehört er zu meinen Favoriten. Nun fällt mir in letzter Zeit aber auf, wie – wüescht – man auch Züritüütsch sprechen kann (keine Angst, ich bringe nicht schon wieder meinen Frust über den „Urban-Lifestyle-Tele-Züri-Dialekt“ mit dem – bechoo – und den – Autos ‑). Der Einfachheit halber können wir aber beim zitierten Privat-TV-Sender bleiben, nämlich bei einzelnen Sonntalk-Gästen (vor allem die eine Dame aus dem ganz linken Polit-Establishment), die mit hämmerndem Glottisschlag und gejaulten Au’s und Äi’s, wie zum Beispiel – ‚kkä Frä-uu hät glä-uub die Äiigehäiit – einen das nackte Grä-uusen lehren. So wenig globalisierenden Feinschliff haben die Multikulti-Immigranten in Aussersihl bewirkt.
Zurück zu den Profis. Nachdem ich mich bei Nachrichten- und Tagesschau-Sprechern lange über „Meeeteo“ geärgert hatte, fällt mir neuerdings „Aaafrika“ und „Paaakistan“ äusserst unliebsam auf. Ist dies, weil der Duden hier das „lange a“ (a:) verlangt? Deutsche Sprecher interpretieren es jedenfalls als nicht so übertrieben lang. Aber wahrscheinlich ist dies Ausdruck unserer verkrampften Haltung gegenüber der gesprochenen Standardsprache.
Es gibt hier auch unfreiwilligen Humor. Etwa wenn der geschätzte Schauspieler und Radiosprecher WAM während der samstäglichen Ländlermusiksendung eine Verkehrsmeldung durchgeben muss und ohne Vorwarnung von Mundart auf das teutonischste Bühnenhauchdeutsch wechselt, mit dem Effekt, dass es einen fast putzt vor Lachen..