Dem Ehepaar Philemon und Baucis, zwei Gestalten aus der griechischen Mythologie, bin ich zuerst bei Max Frisch in seinem Roman „Mein Name sei Gantenbein“ begegnet und dann auch in einem Liedtext von Reinhard Mey „Mein Testament“. Auch im kürzlich hier erwähnten Roman „Windige Höhen“ von Peter Bosshard erfahren wir, dass der junge Lehrer in Sternenberg seinen Schülern von Philemon und Baucis erzählt. Die beiden müssen jeweils herhalten als Symbol für ein Ehepaar, dass im Alter immer mehr zusammenwächst und das Ziel hat, einmal gleichzeitig zu sterben, um den Tod des Ehegatten nicht erleben zu müssen.
Nach der Sage besuchten der verkleidete Göttervater Zeus und sein Sohn Hermes eine Stadt der Menschen. Es wurde ihnen jedoch nirgends Einlass gewährt. Erst Philemon und Baucis, als bereits altes Ehepaar, das am Stadtrand in einer ärmlichen Hütte lebt, nehmen die Wanderer gastfreundlich auf und bewirten sie so gut sie können. Als sie die Götter erkennen, entschuldigen sie sich für die ärmliche Bewirtung. Zeus und Hermes jedoch belohnen die guten Leute, verwandeln die Hütte in einen goldenen Tempel und setzen beide als Priester darin ein. Der Wunsch der alten Eheleute, sich nie trennen zu müssen und einmal gleichzeitig zu sterben wird auf die Weise erfüllt, dass sie am Ende ihres Lebens in zwei nebeneinander wachsende Bäume verwandelt werden: Philemon wird eine Eiche und Baucis eine Linde. Und zur Strafe für die hartherzigen Menschen verwandelt Zeus deren Stadt in einen See.
Die Geschichte sei von Ovid so beschrieben worden. Was Ovid nicht wusste, ist, dass die zusammen stehende Eiche und die Linde am Sennhofweg in Winterthur-Seen in den Himmel ragen. Also nicht einfach irgendwo, sondern im „Paradis“ am Eschenberg-Abhang. Weil hier seit langem liebe Menschen wohnen, ist der angrenzende Waldeggsee inzwischen ausgetrocknet.