In der Berner Zeitung vom Freitag schreibt ein Koch in einer Kolumne, dass die Zwetschge im Jahr 1148 von Kreuzfahrern aus Damaskus mitgebracht worden sei.
Kreuzfahrer? Sind das jene sympathischen Kreuzfahrt-Teilnehmer, die sich auf dem Traumschiff um den Capitains table drängen? Oder jene Rentner, welche die Fress-Flussschiffe auf Rhein und Donau bereits absolviert haben und nun vorerst ins Mittelmeer stechen, bevor sie sich im nächsten Jahr die Karibik vornehmen? Oder dann jene Liebhaber des volkstümlichen Schlagers, die sich mit Andy, Monique, den Klo-Sterntalern, den Callniemehros und anderen Attraktionen eine Kulturwoche auf hoher See reinziehen? Hat es denn im zwölften Jahrhundert schon begüterte Rentner oder einen Vorläufer des Musikantenstadls gegeben?
Irrtum! Gemeint sind die Kreuzritter und ihre Trosse, die an den sogenannten Kreuzzügen teilnahmen, nachdem im Jahr 1095 Papst Urban II. (Zitat:) «zur Befreiung Jerusalems und des Heiligen Landes aus der Hand der Muslime» aufgefordert hatte. (Quelle: Wikipedia) Diesen Kreuzrittern also haben wir die Zwetschgen zu verdanken.
Mit Anbruch des Herbsts kam wieder die Zwetschgenzeit und angesichts der Schwemme dieser dunkelblauen Früchte ist es nichts als recht, dass wir nun wissen, dass es sich dabei um Syrer handelt, die uns hierher gebracht wurden und die wir mit Integrationsbemühungen zum bleiben animieren konnten. Sie haben sich sehr verbreitet. Jeder, der in seinem Bekanntenkreis Obstgartenbesitzer mit gesunden Zwetschgenbäumen hat, weiss was ich meine, wenn ich von einer Schwemme rede. Wenn man es verpasst hat, die ersten angetragenen 2 kg abzulehnen, wird man nachher wöchentlich mit einem vollen Harassli überrascht.
Heidi macht phantastische Zwetschgenwähe. Ich liebe beide über alles. Aber jetzt, wo man überall die frisch geernteten Äpfel sieht, wäre halt so eine feine Apfelwähe auch wieder einmal gut. Übrigens: bei den Grossverteilern gibt es jetzt wieder Kreuzfahrten mit dem Poschtiwägeli rund um dieses dunkle, klebrige Geschmiere am Boden bei den SB-Früchten. Ein untrügliches Zeichen, dass die aus dem Süden importierten Trauben da sind und zum Abreissen von Degustations-Portionen animieren.
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